Kulturtag der Gehörlosen

Stell Dir vor, Du kommst in einen Raum mit über hundert Personen und alle kommunizieren herzlich miteinander, ohne ein Wort zu sprechen.
Auf dem Kulturtag des Gehörlosen Ortsbundes Herborn im Bürgerhaus Burg durfte ich diese beeindruckende Erfahrung machen. Zwei gehörlose Reisende hielten in Gebärdensprache Vorträge über ihre Reisen in die Antarktis und Afrika. Moderiert wurde das Programm und die Abendshow von Ralf Brauns, der eine beeindruckende und temperamentvolle Körpersprache zelebrierte.

Bereits 1928 begannen die Gehörlosen, sich in Herborn vereinsmäßig zu organisieren – seit 1910 sogar schon in lockerer Form. Man blickt also auf eine bald hundert Jahre alte Geschichte zurück. Im Jahre 2019 gründete man zudem mit „Hand & Ohr“ eine professionelle Anlaufstelle für Gehörlose, hörbehinderte Menschen und deren Angehörige, mit einem breiten Unterstützungs- und Beratungsangebot. In der Au ist sogar zukünftig der Bau eines Beratungszentrums mit betreutem Wohnen geplant.

Im Austausch mit Hans Beilborn und Frank Pauler wurde mir wieder viel über die Situation gehörloser Menschen mitgegeben. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in diesem Bereich viel getan, aber es gibt noch viel Potenzial, gerade was die gesellschaftlichen Barrieren angeht. Seit unseren Vereinsgesprächen im vergangenen Dezember habe ich im Austausch mit dem Verein auch einen schärferen Blick auf Barrierefreiheit bei Veranstaltungen gewonnen – damals engagierten wir erstmals eine Dolmetscherin, um den gehörlosen Vereinsvertretern die Teilnahme zu ermöglichen.

Ich konnte an diesem Tag nur kurz anwesend sein, bin aber unendlich dankbar für die herzliche Aufnahme und die beeindruckenden Erfahrungen aus dieser Veranstaltung – ich war buchstäblich sprachlos.

Vielen herzlichen Dank für Ihr und Euer wichtiges Engagement!

Nähere Infos unter www.gl-herborn.de und www.hand-ohr.de